Performance, 1:30 h, 2011
ARTE Creative, Art Cologne, Köln/D
An der Art Cologne 2011 realisierten wir auf Einladung von ARTE Creative die Arbeit «Embrace». Inspiriert durch mediale Bild-Inszenierungen von sich umarmenden Politikern und weiteren prominenten Persönlichkeiten, umarmten wir uns im Eingangsbereich der Kunstmesse eine Stunde und dreissig Minuten ohne jegliche Regung. Bei der Performance interessierte uns die Darstellung eines angehaltenen Bildes, einer Geste und der Wirkung der verfliessenden Zeit.
Installation, Scheinwerfer, 2018
Artachment, Basel/CH
Mit der Arbeit «Schein» thematisieren Mischa Düblin und Fabian Unold das Aufeinandertreffen mit dem renommierten Schweizer Künstler Roman Signer, aber auch den 10-jährigen Geburtstag des Kunstraums Artachment: Dazu hängen sie einen Theaterscheinwerfer in einen Baum neben dem Kunstraum und versehen ihn mit einer Zeitschaltuhr, welche das An- und Ausschalten des Lichts in einem vordefinierten Rhythmus regelt. Ein Scheinwerferlicht bestrahlt normalerweise eine Attraktion, ein Star tritt darin auf, etwas Wichtiges erhält eine Bühne ... Doch das von den beiden installierte Spotlight schiesst (scheinbar) am Ziel vorbei. Der Lichtkegel beleuchtet weder das Jubiläum feiernde Häuschen, noch die Installation von Roman Signer, noch das Publikum. Die einzige Verbindung zum Haus bildet ein Stromkabel. Ansonsten bleibt Thylacines künstlerischer Eingriff im Grunde immateriell. «Schein» beleuchtet eine leer gebliebene Bühne, einen Unort, eine Lücke und wird damit zum eigenartigen und erfrischend nicht eindeutigen Hinweis.
Text: Lena Friedli
Fotos: Claude Gasser
Ausstellungstext:
«Es könnte ein Jubiläum sein», Artachment
Installation, Plakat 168x118cm, 2011
Art Entertainment & Desire,
Kaserne Basel, Basel/CH
Während der Art Basel 2011 fand erstmals unter dem Namen Art Entertainment & Desire, ein Festival für Offspace Kunsträumee statt. Mitten auf der Wiese der Kaserne, die sich in einem Multi-Kulti Quartier in Kleinbasel befindet, brachten wir das Plakat mit der Aufschrift «Here you get help.» an.
Performance, 30 min, 2014
in «Tout est bon dans le poisson»,
Réunion, Zürich/CH
Für zwei Nächte wurde der Kunstraum Réunion in einen Fischmarkt transformiert. Charly, der Michelin bestückte Fischverkäufer aus Paris, enterte die vordere Fensterfront des Ausstellungsraums und verkaufte Fisch. Charlys tägliches Geschäft prallt auf die Welt der Kunst, wie seine nächtlichen Performance Aufführungen im Untergrund von Paris.
Mitten in diese Szenerie trifft die Performance «No Fish, No Future», in der eine Gruppe von Menschen gegen die Machenschaften der Industrieländer und die daraus resultierenden dezimierten Fischbestände ihre Stimme erhob.
Installation, Puppe und Equipment, 2007
Artachment, Basel/CH
In einem ehemaligen Zollhäuschen bei der Hafeneinfahrt in Kleinhüningen bei Basel wird heute ein Projekt- und Ausstellungsraum von Raphael Bottazzini betrieben. Das Gebiet ist von sozialen Veränderungen geprägt, Anwohner und nächtliche Partygänger überwiegen die verblassende Menge der Hafen- und Chemiearbeiter.
Es schien uns wichtig, sich der Umgebung durch einen subtilen Eingriff im innern des Zollhäuschens anzunähern. Mit Unterstützung der Maskenbildnerin Seraina Kraushaar entwickelten wir die Figur eines sitzenden Fischers. Diesen positionierten wir am Fester umgeben von seinem Schlafsack, einer Thermoskanne samt Whisky Glas, einem kleinen Radio und einem spärlich eingerichteten Nebenzimmer. Der Fischer weckte die Neugier und löste zahlreiche Reaktion aus.
Pressebericht Blick – 21. Juni 2007
Performance/Fotografie, 4 h, 2010
Regionale 11, Kunstverein Freiburg, Freiburg/D
In Freiburg im Breisgau leben etwa 400 Obdachlose – eine grosse Zahl für eine Stadt dieser Grösse. Wir beziehen uns in der Arbeit «On the floor», auf das uns vertraute Bild von stehenden oder sitzenden Personen im städtischen Raum, die wir als Obdachlose identifizieren. Anders als die vorbeigehenden Passanten scheinen sie herausgenommen aus dem Zeitmass, mit dem die Erwerbsarbeit unseren Alltag strukturiert.
Am Abend der Eröffnung begegneten die Vernissagengäste am Eingang des Freiburger Kunstvereins einer auf dem Boden sitzenden Person, die sich auf die Fotografie in der Ausstellung bezieht. Das Bild mutet beinahe schön an – es ist gerade diese Künstlichkeit, die den sozialen Abstand markiert, der im Alltag zwischen Passanten und Obdachlosen herrscht.
Fotografie: Andreas Zimmermann
Performance, 4 h, 2011
OLM Space, Neuchâtel/CH
Fakt ist, dass die grosse Mehrheit der Künstler/innen einem zweiten, nicht künstlerischen Arbeitsverhältnis nachgehen. Doch diese Realität – das Verhältnis der Kunst zur Sphäre des rein Ökonomischen – markiert in der Kunst ein zentrales Tabu. Diesem Thema nimmt sich die Neue Galerie mit dem Künstlerduo THYLACINE an und projiziert in einer Livesendung den 'normalen' Arbeitsalltag der beiden Künstler. Um dem Tabu gerecht zu werden, wird die Ausstellung unter Abwesenheit jeglicher Besucher stattfinden. Die umfangreiche Dokumentation des Experiments stellt den einzigen Zugriff auf die nicht öffentliche Situation dar.
Text: Sandino Scheidegger
Performance, 5 h, 2015
in «Eternal One-Night Stand»,
Random Institute, Zürich/CH
zürich moves! Tanzhaus Zürich
Besucher ziehen im Alleingang durch enge Räume, schmale Korridore und beklemmende Vorzimmer. In jedem Raum lauert eine intime Performance, die sich an der Neugierde des auf sich allein gestellten Besuchers vergreift.
Zwei in die Decke geschnittene Öffnungen für unsere Köpfe, je eine Leiter und unsere stoische Haltung bildeten die Ausgangssituation für die mehrstündige Performance.
Video, Farbe und Ton, 1 min, 2007
Stadion Letzigrund, Zürich/CH
Für den Neubau des Stadion Letzigrund produzierten wir im Rahmen eines Kunst-am-Bau Wettbewerbs des Hochbauamtes der Stadt Zürich, unter der Leitung der Kunsthistorikerin Susann Wintsch in Kooperation mit der F+F Zürich, das Video «Schweigeminute». Die Jury wählte die Arbeit als einer der 23 Kurzfilme aus, die künftig auf den riesigen LED-Wänden gezeigt wird. Ausserdem ist die Publikation «Kunst und Bau Stadion Letzigrund» mit DVD erschienen.
Die Vorstellung der Menschenmengen in einem Stadion animierte uns zur Durchführung einer symbolischen Handlung, welche eigentlich nur durch eine kollektive Emotion funktionieren kann. In einer inszenierten Schweigeminute im Schnee setzten wir uns etwas künstlichem, jedoch als real wahrgenommenen aus und benutzten dazu eine Schneemaschine im Skigebiet.
Mit gesenkten Köpfen stehen wir reglos im Schnee, die Hände hinter die Rücken gelegt. Kaltes Scheinwerferlicht strahlt uns an. Das laute Geräusch stammt von der Schneemaschine, in deren Reichweite wir stehen.
Kamera und Ton:
David Merkofer, Pascal Bloch
Licht: Philip Caviezel
Kunst-am-Bau, nicht realisiert, 2013
Deutsch-Schweizerische Gemeinschaftszollanlage,
Weil am Rhein/DE, Basel/CH
Standort und Ausgangslage:
Augenblicke, in denen sich Grenzen offenbaren und wir diese überschreiten, bleiben uns oft lebhaft in Erinnerung. Dies obwohl sie meist nur flüchtige Momente auf einer längeren Reise darstellen. Es sind Erinnerungen an Orte, die nicht zum Verweilen einladen. Orte des Transits, wo das einzige Ziel die Weiterfahrt ist.
Im Transportwesen verhält es sich nicht anders. Da begründen Zollstationen strategische Wegpunkte. Orte, an denen auch Kunst täglich Grenzen überschreitet – als reine Ware. Säuberlich abgepackt in Kisten verschweigen Kunstwerke aber, dass sie selbst Mittel zum Transport sein können, die uns von einem Geisteszustand in den anderen versetzen, um mentale Grenzen zu überqueren.
Eine spannende Ausgangssituation für ein ortsspezifisches Kunstwerk. Insofern möchten wir ein Werk vorschlagen, das sich dieser Gegebenheit besinnt und sich in seiner Form nicht offenkundig als Kunst aufdrängt, sondern als etwas, das wir vielmehr als reine Ware erblicken und tagtäglich – von uns unbemerkt, aber vom Zoll erfasst – in Lastwagen verstaut Grenzen überschreitet.
Projektidee:
Wir schlagen vor eine überdimensionale winkende Katze, die wir vornehmlich aus asiatischen Restaurants kennen, auf einem Sockel im Park zu installieren. Die Skulptur soll drei Meter hoch sein.
Die nicht zu übersehende Katze soll einerseits einen deutlichen Kontrapunkt zu der funktionalen und reduzierten architektonischen Sprache der Zollstation darstellen. Anderseits setzt das weitverbreitete Sujet der winkenden Katze – intuitiv irgendwo zwischen Kitsch und spiritueller Praxis einzuordnen – beispielhaft zwei Grössen in Beziehung, die sich in massenproduzierten Produkten immer weiter voneinander entfernen: Geist und Materie.
Der Glauben an die Kräfte der winkenden Katze entspringt einer japanischen Erzählung aus dem 17. Jahrhundert. Ein wohlhabender Fürst, der in einem gewaltigen Unwetter Unterschlupf unter einem Baum suchte, wurde von einer winkenden Katze (japanisch: Maneki Neko) in einen Tempel gelockt. Als er den Tempel erreichte, sah er, wie ein mächtiger Blitz in den Baum einschlug, der ihm kurz zuvor noch Schutz bot. Seither ist die winkende Katze ein Symbol für Glück und Reichtum, speziell für Menschen auf der Durchreise und fehlt in Japan auch in keinem Geschäft oder Haushalt. Als Massenprodukt, welches aus Asien überall in die Welt exportiert wird, behält es den Verweis auf seine Herkunft. Gleichzeitig vermittelt ein Massenprodukt auch eine gewisse Unpersönlichkeit.
Eine winkende Katze in Übergrösse erwartet niemand an einem Zoll. Denn so leicht lässt sich die einfache Katze nicht vergessen, die jedem Glück für die Weiterreise zuwinkt. Vorausgesetzt, man ist ihr nicht schon früher begegnet, dann ist die Erwartung gross, die Katze wiederzusehen. Eine Segnung schadet keiner einsamen Weiterreise durch die graue Monotonie der Autobahnen, so viel steht fest. Tag und Nacht wird sie auf dem Platz stehen und ihren Arm, angetrieben von einem kleinen Motor, unermüdlich auf und ab bewegen. Sollten ausnahmsweise keine Lastwagen im Minutentakt durchrasen wird die Katze trotzdem entschlossen weiterwinken.
Jeder Grenzübergang bleibt ein Schnittpunkt von verschiedenen Realitäten und provoziert geradezu unerwartete Begegnungen – in diesem Fall gar mit einer winkenden Katze. Von da an nimmt alles seinen Lauf: aus Begegnung wird Erfahrung und aus Erfahrung wird Erinnerung, die uns zeitweilig oder ein Leben lang begleitet. Die winkende Katze am Zoll wird so selbst zum Souvenir – und als Gedanken in den Köpfen von Tausenden von LKW-Fahrern in die Welt hinausgetragen.
Das vorgeschlagene Kunstwerk erklärt den Zoll zum Ort der Begegnung. Vorbeifahrende, wie auch wartende LKW-Fahrer kommen gleichermassen in Kontakt mit einer isolierten Geste, die schlichter nicht sein könnte: das Winken. Eine Geste, die universell verwendet wird, jedoch je nach Kulturkreis als Begrüssung oder Verabschieden verstanden wird. Zwei Interpretationen die verschiedener nicht sein könnten. Gleichzeitig kann es sinnbildlich für einen Zoll nichts Passenderes geben, welcher das Abfertigungsverfahren derart optimiert, dass das Begrüssen und Verabschieden nahezu zeitlich zusammenfallen.
Performance/Installation, 7 Tage,
1 Kassenband mit Angestelltem, 2010
Swiss Art Awards, Basel/CH
Parallel zur Art Basel finden unter der Leitung des Bundesamts für Kultur BAK jedes Jahr die Swiss Art Awards statt.
In der Arbeit «Sale!» schlägt sich einmal mehr unser Interesse für bestimmte Berufsgruppen und Machtstrukturen nieder. Der Ursprung ist auf unseren momentanen Lebensumstand zurückzuführen, zwischen künstlerischer Arbeit und täglicher Lohnarbeit hin und her zu wechseln.
Die Kasse ist mitten in der Ausstellungsfläche platziert, das leere Band dreht sich unaufhörlich. Je ein Angestellter nimmt während der gesamten Ausstellungsdauer den Platz hinter der Kasse ein.
Video, Farbe und Ton, 30 sec, 2008
in «Soirée Court Métrage»,
Neue Galerie, Bern/CH
Unsere Diskussionen handelten von verschiedenen Formen der Angst und unseren eigenen Ängsten. Das Video soll einen Umstand von Angst zeigen. Der Betrachter scheint dabei fast zum Auslöser unserer Bange zu werden.
Wir stehen nebeneinander in einem kahlen Raum. Die Kamera ist auf unsere Hosen gerichtet. Unsere Hände bewegen sich leicht. Nach wenigen Sekunden pinkeln wir zeitgleich in die Hosen.
Kamera und Ton: Pascal Bloch, David Merkofer
Licht: David Merkofer, Dominik Keller
Equipment: Demian Bichsel
Installation, je 2 Bänke 125x97x80 cm,
2006, ArtBox, Thalwil/CH
In zwei Glaskabinen auf den Perrons des Bahnhofs Thalwil finden seit 2003 regelmässig Ausstellungen statt. Die ArtBox wird von Pendlern, Reisenden, Umsteigern und Vorbeifahrenden gesehen und wahrgenommen. Unter der kuratorischen Leitung von Urs Amstutz realisierten wir die Arbeit «Wartesaal».
Die Lage und räumliche Gegebenheit dieser Kabinen veranlasste uns zu einer Auseinandersetzung mit dem Bahnhof und seinem Umfeld. Der Ort gab eine schnelle Rezeption vor und machte zur Bedingung, dass der erste Blick des Betrachters durch starke Signale, durch visuell einfach fassbares Material angesteckt wird. So fertigten wir Duplikate des Mobiliars aus dem benachbarten Wartesaal an und positionierten dies in den beengten Kabinen.
Performance, 4 Tage und 3 Nächte, 2006
in «Findet mich der Punk?»,
Les Complices*, Zürich/CH
Findet mich der Punk? ...oder finde ich ihn? Wie könnte sich diese Zeit angefühlt haben und wie sah sie aus? Anstelle affirmativen Retro-Chics trat der Versuch, die Musik, den Groove, aber auch die Attitüde jener Ära zu entschlüsseln und adäquat nachzuerleben. So ging es in der Gruppenausstellung von Studierenden der F+F Zürich, die in Kooperation mit dem Kunsthistoriker und Kurator Andreas Vogel und der Leiterin von les complices* Andrea Thal entstanden ist, nicht einfach um Musik, sondern um die gegenwärtige Haltung und Position, die nachzuvollziehen versucht, worum es damals eigentlich ging.
Einen ersten Eindruck über die nationale und internationale Punkszene der Achtziger verschafften wir uns über Gespräche mit Beteiligten dieser Zeit. Die Neugier an der damaligen Musik hat uns schliesslich zur Suche eines ursprünglichen Punkraums bewogen. Das in Basel gefundene, noch mit Staub belegte Material beförderten wir nach Zürich und besetzten mit diesem den Ausstellungsraum. Das Publikum blieb aussen vor, konnte jedoch über offene Stellen den verbarrikadierten Raum einsehen. Im Innern, ausgestattet mit Gitarre, Schlagzeug und der eigenen Stimme, gaben wir uns mit dilettantischem Enthusiasmus dem Punk hin. Besonders die Momente, in denen das Unvorhersehbare begann, reizten uns.
2 Kanal Videoinstallation, Farbe und Ton,
1 min, Loop, 2010
Planke im Kaskadenkondensator, Basel/CH
Unter dem Projektnamen Planke zeigen Alexandra Stähli und Sarina Scheidegger im Kaskadenkondensator künstlerische Positionen, welche mit Rauminstallationen und Interventionen Räume bespielen.
Im Ausstellungsraum sind drei karge Bäume positioniert. Jeder Stamm ist umgeben von einem präzis zugeschnittenen runden Rasenteppich. Auf einer der Flächen ist ein Ast und eine Säge zu liegen gekommen, die frischen Sägespäne und die spotartige Beleuchtung zeugen von einer inszenierten Aktion. Erst beim verlassen des Raumes fällt ein kleiner am Boden platzierter Bildschirm auf, der die abgehaltene Performance zeigt.
Performance, 3 h, 2009
in «Private View Orlando Guier», Neue Galerie, Bern/CH
Plötzlich stand die Putzequipe unbemerkt im Mittelpunkt. Die zwei Performancekünstler Fabian Unold und Mischa Düblin porträtierten die Schweiz als Gegengewicht zur Solo Show des costaricanischen Künstlers Orlando Guier mit einer beeindruckenden Aktion. 180 Quadratmeter der lebendigsten Galerie wurden während der Vernissage von einem professionellen Reinigungsinstitut geputzt, geputzt und einfach nur geputzt. Wohl der unvergesslichste Auftrag für die Reinigungskräfte und für die vielen Besucher ein imposantes Schauspiel ohne Schauspieler – dachten sie zumindest, bis sie merkten, dass ihre Suche nach Kunst in einem leeren Raum zur Selbstinszenierung wurde.
Text: Sandino Scheidegger
Work in Progress, 2 Monate, 2006
in «Sprung ins kalte Wasser», Shedhalle, Zürich/CH
Das Projekt «Sprung ins kalte Wasser» befasste sich mit Fragen der künstlerischen (Aus-)Bildung und künstlerischen Wissensproduktion und wurde im Dialog mit Studierenden der F+F Zürich und dem Kuratorenteam der Shedhalle Katharina Schlieben und Sønke Gau erarbeitet. Ausgangspunkt war die Beschäftigung mit der eigenen Praxis: Was ist die Motivation Künstler*in zu werden? Welchen Beitrag kann die Kunst zu einer gesellschaftsrelevanten Wissensproduktion liefern und ist sie vielleicht eine Praxis, welche die Idee des transdisziplinären Denkens performativ vorführen und aktiv mitgestalten kann? Wer lernt von wem, was und wie?
Unsere Tätigkeit als Künstler bringt immer wieder ungeahnte Berührungspunkte zwischen der nur scheinbar gegensätzlichen Welt unserer früheren Erwerbsarbeit mit sich. Dies führte dazu, dass wir eine zweimonatige Zusammenarbeit zwischen Kunst und Wirtschaft mal nicht als Sponsoring, sondern als Austausch von Gedanken beabsichtigten. In Jan Graef, einem Manager der Daimler Chrysler AG, fanden wir einen couragierten Gesprächspartner. Als Ort des Wissensaustauschs und Schaltzentrale verschiedener Aktivitäten nutzten wir einen für die Besucher*innen zugänglichen Atelliercontainer, der für die Dauer der Ausstellung vor der Shedhalle platziert war. In einer inszenierten Sitzungssituation im Ausstellungsraum wurden Auszüge der Recherchen in Form von Texten, Bildern und Videos auf einem Blog veröffentlicht.
In einem aus der Zusammenarbeit entstandenen, zehnminütigen Video, präsentierte Jan Graef während einer Veranstaltung die Arbeitsprozesse unserer künstlerischen Arbeit vor Publikum. Der vorgängige Austausch und die Reflexion unserer Prozesse vermischte sich dabei mit typischen Präsentationstechniken aus dem Geschäftsumfeld. Zum Abschluss beantwortete er allfällige Fragen der Hörerschaft.
Performance, 10h, 2008
in «08-08-08», Dreispitzareal, Basel/CH
Die Zahl 8 gilt im Buddhismus als Glückszahl, im Christentum steht sie für die Wiedergeburt und in der jüdischen Kabbala stellt sie die «Zahl des Herrn» dar. Der 08.08.08 gilt also als ein ganz besonderer Tag. Viele Paare geben sich an diesem Tag das Ja-Wort, in Peking werden die olympischen Sommerspiele eröffnet usw. Dieses Datum nehmen die drei Künstlerinnen Annegret Eisele, Anja Gerecke und Darja Unold als Anlass für eine Ausstellung im von sozialen Veränderungen geprägten Dreispitzareal in Basel. Wir wurden eingeladen am Eröffnungsabend eine Performance zu realisieren.
Reihe um Reihe mauern wir uns auf engstem Raum ein. Letztlich sind nur noch unsere Hände zu sehen, die behutsam die Steine setzen. Nach dem letzten Ziegelstein wird es still, bis sämtliche Gäste der Vernissage den Ausstellungsort verlassen haben. Der begrenzte Arbeitsort kann vom Publikum an den folgenden Ausstellungstagen durch das Ausbruchsloch eingesehen und erkrochen werden. Der Titel der Arbeit lehnt sich an die gleichnamige Cartoon Figur von Chuck Jones an.